Der Begriff bezeichnet die Beobachtung, dass Gerüche
autobiografische Erinnerungen besonders lebhaft (emotionale
Intensität, „Zurückversetzt-Gefühl“) und oft aus frühen Lebensphasen hervorrufen.
Meta/Reviews und natürliche Feldstudien belegen diese Besonderheit über
verschiedene Designs. SpringerLink+1
2) Gehirn & Geruch: Warum Düfte so
nahe an Erinnerung sind
Kurzweg in
Limbik: Riechsignale
erreichen Amygdala/Hippocampus und orbitofrontalen
Kortex mit weniger thalamischer Vorverarbeitung –
„affektiver Direktkanal“. ScienceDirect
Valenz &
Kontext:Amygdala kodiert
Geruchs-Valenz; Hippocampus stützt
Kontext/Gedächtnis; OFC bewertet Belohnungs-/Affektwert
und integriert Multisensorik. Neuere Arbeiten bekräftigen diese Rollen –
inkl. Einzelneuronen-Befunden beim Menschen. PMC+1
Kognition formt
Geruch: Etikett/Erwartung
moduliert subjektive und neuronale Reaktion
(ACC/OFC) – Bedeutung ist mit-wirksam. ScienceDirect+1
3) Was Studien zeigen (kurz & ehrlich)
Reviews: Odor-Cues lösen spezifischere,
emotionalere autobiografische Erinnerungen aus als
visuelle/verbale Cues; Theorien erklären das über direkten Abruf und Differenz
in Cue-Affordanzen. SpringerLink
Feld/Labor: Klassiker belegen stärkere
Emotionalität & „Zeitreise-Gefühl“ durch Gerüche (Herz et
al.; Chu & Downes). labs.psych.ucsb.edu+1
Methodische
Aktualisierung: Neuere
Arbeiten betonen Cue-Auswahl & Altersunterschiede –
bei Älteren verändert sich die Phänomenologie, Erinnerung bleibt aber
auslösbar. ScienceDirect+1
Verwandtes Feld:Odor-Cueing während Schlaf kann Gedächtniskonsolidierung verbessern
(Rosen-Duft; alltagsnah repliziert). Nutzen fürs Abendlernen. ScienceDirect+2Nature+2
4) Chancen & Grenzen in
Coaching/Therapie-nahen Kontexten
Chancen: Ressourcenarbeit
(positive Anker), Biografie-Zugang, Sinnstiftung bei Übergängen. Grenzen: Gerüche können belastende Erinnerungen
triggern. Ohne therapeutische Begleitung keine Trauma-Exposition.
(Das gilt besonders bei stark aversiver Biografie.)
Merksatz:Geruch
ist ein Verstärker – kein Ersatz für Therapie.
5) Praxis: Behutsame Rituale
(Öl vs. EDP)
5.1 „Ressourcen-Duft“ (Öl, 3–5 Min.)
1 positiven Duft wählen (keine Trigger).
1–2 Tr. an Puls/Brustbein → 4-4-8-Atmung × 4.
Schreibe 3 Stichworte zur Erinnerung (Ort/Person/Gefühl). Optional: Ein Foto danebenlegen (Multisensorik). Ziel: sichere, warme Biografiespur.
5.2 „Erzähl-Brücke“ (EDP, 2 Min. + 10
Min.)
1 Spray seitlich → hindurchgehen (Raum-Anker). Timer 10 Min. → Freies Schreiben „Damals … Heute …“. Ziel: Erinnerungsenergie in Gegenwart & Handlung überführen.
5.3 „Anker-Karte“ (Öl oder EDP)
3 Sitzungen → 1 Satz kondensieren („Ich bin
getragen“). Karte an Arbeitsplatz/Schlafplatz – 1×/Tag mit
Duft koppeln (14 Tage). Ziel: Proust-Energie → stabiler Alltagsanker.